4. Grenzsteinwanderung am 19. April 2015

Wanderung im östlichen Teil der ehemaligen Herrschaft Burgrain

 

 

Josephs-Kapelle und Lourdesgrotte

Die auf einer Anhöhe Richtung Ranischberg gelegene Josephs-Kapelle wurde 1609 erbaut und später erweitert. Nach der Säkularisation 1803 kaufte der Isener Hofwirt Josef Lechner das Gotteshaus und bewahrte die Kapelle damit vor dem Abriss. Der Rokoko-Altar zeigt ein Gemälde des heiligen Joseph, weitere Heiligenfiguren und eine ikonografisch eigenwillige Darstellung der Pietà schmücken den Innenraum.

Unterhalb befindet sich die Lourdesgrotte, mit der an die Muttergotteserscheinung 1858 im südfranzösischen Lourdes erinnert wird. Die Marienfigur und die Statue der Bernadette Soubirous für diese im Jahr 1901 entstandene stimmungsvolle Andachtsstätte – im gewissen Sinn Kontrapunkt zur ein Jahr zuvor unten eröffneten Bahnlinie als Zeichen für Fortschritt und Industrialisierung – sind ein Werk des aus Isen stammenden Bildhauers Max Heilmaier (1869-1923).

 

Lehmabbau für die Ziegelei Meindl

Um die Lehmvorkommen im Sollacher Forst ausbeuten zu können, errichtete die Firma Meindl eine über einen Kilometer lange Lasten-Seilbahn, mit der der Lehm vom Waldrand zur Fabrik transportiert wurde. Als bei einem verheerenden Brand im Januar 1966 die Ziegelei fast vollständig zerstört wurde, wurde der Betrieb der Seilbahn eingestellt. Seither wird der Lehm auf der Straße per Lastwagen direkt zur Fabrik transportiert, was letztlich billiger kommt und wodurch man flexibler ist. Die Seilbahn wurde demontiert, der frühere Verlauf ist heute nicht mehr zu erkennen. Die massiven Beton-Fun­damente der Masten sind erst Anfang der 1980er Jahre gesprengt worden.

Das Lehmabbaugebiet nördlich der Staatstraße Isen - Dorfen wurde mit Müll verfüllt, weiter südlich wurde ein Areal bewässert und bildet nun ein wertvolles Biotop, andere Flächen liegen noch brach und gehörten wieder renaturiert.

Marterl

Am 22. Dezember 1925 verunglückte unweit von hier der Forstarbeiter Franz Baumann, ein Jahr danach errichtete man ein Marterl. Schöpfer der rund 170 cm hohen Stele war sein Arbeitskollege Max Pölsterl (gestorben 1938), der auch Krippenfiguren geschnitzt hat.

An der Spitze des Marterls befindet sich ein Kreuz, darunter hinter einem Gitter eine an einem Baumstamm gefesselte Christus-Figur. Nach der „Taille“ mit der Jahreszahl 1926 erinnert eine Inschrift an den Verunglückten Franz Baumann, der zum Zeitpunkt seines Unfall-Todes - er wurde am 26. September 1859 geboren - immerhin schon 66 Jahre alt war.

Zeno-Kapelle

Die St. Zeno-Kapelle im Kirchstetter Forst östlich von Isen wurde um 1775 erbaut und gehörte einst zum Kirchstetter Hof, der mit Notarvertrag vom 15. Dezember 1899 an die Forstbehörde verkauft und im Jahr 1901 abgerissen wurde. Der Kirchstetter Hof besaß nämlich verschiedene Wälder in der Nähe, wodurch Privatwald inmitten des Staatsforstes gelegen war. Durch den Verkauf konnte nun das Waldgebiet rund um die Hofstelle arrondiert werden, dazugehörige Felder und Wiesen wurden teilweise aufgeforstet. Die kleine Kapelle blieb jedoch stehen und gehörte dann dem Forstamt, jetziger Eigentümer sind die Bayerischen Staatsforsten. Dies hat zur Folge, dass sich die Behörde auch um den Erhalt und die Pflege des Gotteshauses kümmern muss.

Die Zeno-Kapelle wurde im Jahr 1962 schon einmal renoviert, bald danach allerdings ausgeraubt. Die jüngste Renovierung geschah in den Jahren 2012 bis 2013 unter der Verantwortung des Restaurators Sven Oehmig aus Wasserburg am Inn. Die kirchliche Weihe erfolgte am 22. Oktober 2013 durch den Isener Pfarrer Josef Kriechbaumer. Im selben Jahr erhielt man den Fassadenpreis des Landkreises Erding. Die Inneneinrichtung wurde nach und nach ergänzt, die in der Nische aufgestellte Zenofigur hat der Holzbildhauer Vigil Oberbacher aus St. Ulrich in Südtirol geschnitzt.

Burgrain und die Grenze der ehemaligen Herrschaft

Die Herrschaft Burgrain war bis zur Säkularisation als Exklave des Hochstifts Freisings ein geistliches Territorium, umgeben von wittelsbachischem Gebiet. Um seine Stellung zu behaupten und ständigen Streitigkeiten um Grenzverlauf, Holznutzungs- und Jagdrechten vorzubeugen, wurden im Laufe der Jahrhunderte entlang der Grenze dieses nur zehn auf fünf Kilometer umfassenden Herrschaftsgebietes Grenzsteine errichtet.

 

 Die entsprechende Wanderkarte, aus der oben ein Ausschnitt zu sehen ist, liegt der Chronik von Burgrain aus dem Jahr 2011 bei. Dieses Buch im Umfang von 320 Seiten, in dem alle Grenzsteine abgebildet und beschrieben sind, kann nach der Wanderung im Isener Heimatmuseum am Marktplatz für 20 € erworben werden.

 

Grenzstein Nr. 10

Die Grenzsteine an der östlichen Grenze bestehen mehrheitlich aus Granit und sind somit wesentlich besser erhalten als die Tuffsteine an der Westgrenze. Diese ca. 160 cm hohe vierkantige Grenzsäule mit Halbrundabschluss trägt sowohl auf der westlichen Breitseite mit dem Freisinger Mohren und „BVR“ für Burgrain als auch auf der östlichen Seite mit dem Haager Schimmel sowie „GH“ für Grafschaft Haag die Datierung 1725.

 

Grenzstein Nr. 11

Er steht im Sollacher Forst unmittelbar am linken (östlichen) Straßenrand der nach Süden verlaufenden geteerten Forststraße. Material Granit, Dreikantsäule mit abgeflachter, ca. 8 cm breiter Nordkante, Jahreszahl 1725, Höhe ca. 140 cm. An der Nordwestseite Freisinger Mohr, Südostseite Haager Schimmel, Südwestseite unbehandelt.

 

Grenzstein Nr. 12 (Abbildung rechts)

Er befindet sich ca. 300 Meter südlich des vorherigen Grenzsteins etwa 7 Meter von der geteerten Forststraße rechts unauffällig zwischen den Bäumen knapp 100 Meter vor einer Wegkreuzung. Material Granit, Vierkantsäule mit Halbrundabschluss, Jahreszahl 1725, Höhe 155 cm. Westliche Breitseite mit Freisinger Mohr, östliche Breitseite Haager Schimmel, an der nördlichen Schmalseite wurde in neuerer Zeit die Zahl „10“ eingemeißelt.